G.R.L.E.

Aufgestellt 2007 – Standort: Fort de Nogent in Fontenay sous Bois
Truppenstärke (2022): 131 Mann
Regimentskommandeur / Chef de Corps (seit 12. Juli 2022):
 Lieutenant-Colonel Thomas EICKMAYER


Mit seiner Gründung in 2007 hat das G.R.L.E. die gesamte Rekrutierungsarbeit der Fremdenlegion übernommen, für welche bis Anfang Juli 2007 das 1er R.E. zuständig war. Die Einheit untersteht direkt dem derzeit kommandierenden General der Legion. Sie koordiniert und überwacht die derzeit neun über ganz Frankreich verteilten Informationsbüros (Poste d’Information de la Légion Etrangère, kurz PILE) der Fremdenlegion, sowie 2 Rekrutierungsbüros in französischen Überseegebieten. Sie sichern den ersten Kontakt zu potentiellen Kandidaten und geben diesen die notwendigen Informationen für eine Verpflichtung bei der Legion. 

Von den heute noch neun Informationsbüros der Fremdenlegion (PILE) in “Kontinentalfrankreich” befinden sich je eines in Paris, Lille, Nantes, Strasbourg, Lyon, Perpignan, Nizza, Bordeaux und Toulouse.

Hüter und Bewahrer der Traditionen des 11e R.E.I.

Seine eigene Regimentsfahne (Drapeau) bekam das Regiment erst im Jahr 2018, genauer gesagt am 30.04.2018. Bis dahin führte es nur einen Wimpel (Fanion), wie er in der Legion bis zur Kompanieebene üblich ist. 2018 wurde das G.R.L.E. zum “Hüter und Bewahrer der Traditionen des 11e Regiment Etranger d’Infanterie” ernannt und übernahm als solcher auch die Regimentsfahne des 11e R.E.I. Das 11e R.E.I. war ein gerade mal für die Dauer von 8 Monaten existierendes Regiment der Fremdenlegion, welches im französischen Mutterland im November 1939 in Anbetracht des heraufziehenden 2. Weltkriegs mit einer Stärke von 3.000 Mann hastig aus Legionären, die aus den in Afrika stationierten Regimentern der Legion ins Mutterland verlegt wurden, sowie Reservisten der Legion aufgestellt wurde und mutig und aufopferungsvoll in Nordfrankreich / Lothringen focht. Dort erhielt es am 18.06.1940 den Befehl seine Stellungen gegen die anrückenden deutschen Einheiten zu halten und so den Rückzug der französischen Armee zu decken. Nach Erfüllung dieser Aufgabe bis zum 22.06.1940 (Waffenstillstand), bei der es rund 3/4 seiner Mannschaftsstärke durch Tod oder schwere Verwundung verlor, wurde es nach Südfrankreich verlegt und dort ehrenvoll aufgelöst.

Garde Drapeau (Fahnenwache) des G.R.L.E. am 30.04.18 bei der Übernahme der Fahne des 11e R.E.I.
Rekrutierung außerhalb Kontinentalfrankreichs

Im Jahr 2018 brach die Legion mit dem alten Prinzip, dass eine Rekrutierung ausschließlich im “französischen Mutterland” (Kontinentalfrankreich) möglich ist, also Bewerber aus aller Welt nach Frankreich reisen mussten, um sich bewerben zu können. Dies betraf auch französische Staatsbürger aus den französischen Überseedepartements und -gebieten. 2018 eröffnete die Legion ihr erstes Rekrutierungszentrum in Übersee, nämlich in Papeete auf Tahiti (Französisch-Polynesien). Das Zentrum trägt die Bezeichnung B.I.R.L.E. (Bureau d’Information et Recrutement de la Légion étrangère) und hat mehr “Befugnisse” als die herkömmlichen PILE in Frankreich. Es ist vielmehr eine Mischung aus einem PILE und einem CP (s. nächster Absatz). Faktisch bedeutet dies, dass ein Bewerber der in Papeete alle Tests und Untersuchungen bestanden hat, “so gut wie” in der Legion aufgenommen ist. Zwar werden auch diese Bewerber für die letzte Phase des Bewerbungsverfahrens noch in das Hauptauswahlzentrum in Aubagne transportiert, wo sie theoretisch auch noch abgelehnt werden könnten, jedoch geschieht das in aller Regel nur dann, wenn sich in Aubagne noch eklatante Unzulänglichkeiten des Bewerbers offenbaren. 2021 kam ein weiteres B.I.R.L.E. in Übersee hinzu, nämlich in St. Denis auf der Insel Reunion, welche ein französisches Überseedepartement ist und geografisch etwas östlich von Madagaskar im Indischen Ozean liegt. Für das B.I.R.L.E. in St. Denis gelten die selben Bedingungen wie für das in Papeete. Besonderheit beider B.I.R.L.E. ist, dass sich dort nur französische Staatsbürger bewerben können, die Ihren Wohnsitz in Französisch-Polynesien, bzw. auf Reunion haben. Ausländer müssen nach wie vor direkt nach Kontinentalfrankreich reisen um sich zu bewerben, auch wenn eines der “Übersee-Zentren” sehr viel näher gelegen ist (betrifft z.B. Staatsbürger von Südafrika). Auch französische Staatsbürger die in einem Staat in der Nähe der Übersee-Zentren leben, können diese nicht nutzen, sondern müssen nach Frankreich reisen. Über die Eröffnung weiterer B.I.R.L.E. (etwa auf den französischen Antillen oder Neukaledonien) wird seitens der Fremdenlegion nachgedacht.

Schild über dem Eingang des B.I.R.L.E. Papeete

Rekrutierung in Deutschland

EIne “offizielle” Rekrutierung in Deutschland fand nie statt, zumal die “Anwerbung für fremden Wehrdienst” (auf deutschem Boden) bis heute in Deutschland eine Straftat ist. Dennoch gab es faktisch nach Ende des 2. Weltkrieges für interessierte Bewerber einige Jahre lang die Möglichkeit sich in der französischen Besatzungszone in französischen Kasernen (z.B. in Offenburg und Landau/Pfalz) zu melden, wenn sie der Fremdenlegion beitreten wollten. Diese wurden dann mit französischen Militär-LKW über die Grenze nach Strasbourg oder Metz transportiert, wo die offizielle Verpflichtung stattfand. Der deutschen Regierung unter Adenauer war dieses Procedere von Anfang an ein “Dorn im Auge”, aber ernsthaft unternehmen konnte sie nichts dagegen. Im Sinne der deutsch-französischen Partnerschaft begann Frankreich jedoch irgendwann damit, diese “grenzüberschreitenden Transporte” so unauffällig wie möglich durchzuführen (was zuvor nicht der Fall war), bis sie dann Mitte 1953 endgültig eingestellt wurden (per Zusage der “französischen hohen Kommission” vom 2. April 1953). Dies war auch die Folge des sog. “(Grenz-)Zwischenfalls von Schweigen” bei dem am dortigen Grenzübergang deutsche Zöllner von französischen Gendarmen daran gehindert wurden, die Identität von den Insassen eines französischen Armee-Busses festzustellen, bei denen es sich ganz offensichtlich um deutsche Bewerber für die Legion handelte. Die von den Gendarmen durchgesetzte unkontrollierte Weiterfahrt führte zu einer diplomatischen Protestnote seitens der deutschen Regierung, welche letztendlich die o.g. Erklärung der “franz. hohen Kommission” zur Folge hatte.

Vorauswahlzentren und Hauptauswahlzentrum in Frankreich

Die 9 Informationsbüros/PILE in den genannten Städten in Frankreich sind in zwei geografische Rekrutierungszonen eingeteilt, Nord- und Südfrankreich. Sie führen die Kandidaten für einen freiwilligen Dienst in der Fremdenlegion den beiden eigentlichen “Rekrutierungsbüros” (mittlerweile nur noch “Vorauswahlzentren” genannt) der Legion in Paris sowie im südfranzösischen Aubagne zu. Diese beiden CP = “Centre de Preselection” (Vorauswahlzentren) werden als CPN und CPS (Centre de Preselection Nord/Paris und Süd/Aubagne) bezeichnet. Die beiden CP Nord- und Südfrankreich unterstehen direkt dem G.R.L.E.

Zur Rekrutierungszone Nordfrankreich (Paris) gehört das PILE in Paris sowie die PILE in Strasbourg, Lille und Nantes. 
Zur Rekrutierungszone Südfrankreich (Aubagne) gehören die PILE in Lyon, Bordeaux, Toulouse, Perpignan und Nizza. 

In den CP Paris und Aubagne wird über erste medizinische und psychische Tests eine erste Vorauswahl unter den Kandidaten durchgeführt. Die Kandidaten, die diese Vorauswahl überstehen, werden dann dem Zentrum zur Auswahl und Eingliederung (Centre de selection et d’Incorporation, kurz CSI) des 1er Régiment Etranger in Aubagne überstellt. Hierbei handelt es sich um das “Hauptauswahlzentrum”. Im CSI durchlaufen die Kandidaten weitere, umfassende medizinische, physische sowie psychische Tests und werden, nach Feststellung ihrer Tauglichkeit und der Annahme durch die Verpflichtungskommission für den Dienst bei der Fremdenlegion, zur Grundausbildung in das Ausbildungsregiment der Fremdenlegion nach Castelnaudary (4ème Régiment Etranger) gebracht. Bewerber die aus den Rekrutierungszentren in Übersee (Papeete/Tahiti und St. Denis/Reunion) kommen durchlaufen die Vorauswahlzentren (CP) in Frankreich nicht mehr, sondern gehen direkt zur Hauptauswahl in das CSI (siehe weiter oben “Rekrutierung außerhalb Kontinentalfrankreichs”) 

Auf der Grafik unterhalb sehen Sie die Rekrutierungsstatistik für das Jahr 2016. Die Annahmequote von 1 zu 5 ist ein absoluter Topwert, der der Tatsache geschuldet ist, dass die Legion in den Jahren 2016 bis 2018 pro Jahr mindestens 700 Bewerber zusätzlich zu den eigentlich pro Jahr vorgesehenen 1.000 Bewerbern aufgenommen hat, um auf die für Ende 2018 geplante Sollstärke von 10.000 Mann zu kommen. Dazu kam ein weiteres Aufnahmekontingent von einmalig 500 Mann. Nach zwischenzeitlicher Reduzierung der Mannschaftsstärke in den Jahren 2013 und 2014 auf etwa 7.000 Mann hat die französische Regierung sich nach den Terroranschlägen in Frankreich zu diesem Schritt entschlossen. Ganze Kompanien, die in den Regimentern kurz zuvor aufgelöst worden waren, wurden ab 2016 wieder neu aufgestellt. Auch für die Neuaufstellung der 13ème D.B.L.E. auf ein vollwertiges Kampfregiment nach ihrer Rückverlegung nach Frankreich wurden mehr als 1.000 Mann benötigt.

Beispielhafte Darstellung der “Aussiebung” der Bewerber an den einzelnen Stationen des Auswahlverfahrens anhand der Zahlen des Jahres 2016

Annahmeqouten vergangener Jahre

Im Normalfall liegt die Annahmequote etwa bei 1 zu 10, in den Jahren 2012 und 2013 teilweise nur bei 1 zu 14. Trotz der offiziell Ende 2018 beendeten Aufstockung der Mannschaftsstärke (während der Phase lag die Annahmequote bei rd. 1 zu 5) haben im Jahr 2020 wieder rd. 1.700 Neuverpflichtungen stattgefunden, so dass bei etwa gleichbleibender Bewerberzahl wie in den Vorjahren wieder eine Annahmequote von 1 zu 5 zu verzeichnen war. Für das Jahr 2021 waren 1.300 Neuverpflichtungen geplant. Letzendlich wurden 1.400 Bewerber eingestellt.

Neuverpflichtungen im Jahr 2023

Für das Jahr 2023 waren zunächst 1.300 Neuverpflichtungen geplant (2022 und 2021 waren es 1.700 bzw. 1.400). Im Laufe des 1. Quartals 2023 wurde diese Zahl auf 1.600 nach oben korrigiert. Damit werden lediglich die Abgänge ausgeglichen, die durch in Rente gehende Legionäre zu erwarten sind, sowie die Abgänge aufgrund des Endes von Zeitverträgen bei Legionären, die ihren Vertrag nicht verlängern wollen.

Die Gesamtmannschaftsstärke der Legion wird daher in etwa gleich bleiben wird. Etwa 20% aller Bewerber (also 1 von 5 Bewerbern) bestehen die notwendigen Eignungstests. Von diesen 20% wird letztendlich im Durchschnitt etwa die Hälfte genommen, d.h. von der Verpflichtungskommission mit einem Vertrag ausgestattet. Die Quote kann bei einzelnen Bewerbungsdurchgängen auch höher oder niedriger liegen. Die durchschnittliche Annahmequote wird also bei etwa 1:10 liegen, d.h. von 10 Bewerben erhält am Ende 1 Bewerber einen Vertrag.


Legionäre vor dem Fort de Nogent im Jahr 2016

Anfang 2016 wurde das G.R.L.E. erstmals neu strukturiert und Aufgaben wurden neu zugeordnet. Das G.R.L.E. bestand nunmehr aus 2 Kompanien:

Struktur von 2016 bis Sommer 2022:

Compagnie de Transit de la Légion Etrangère (CTLE) und Compagnie de Recrutement de la Légion Etrangère (CRLE)

Die CTLE ist/war zuständig für:

Die Unterhaltung der Bewerbungs-/Informationsbüros (PILE)

Die Anwerbung neuer Freiwilliger

Die administrative Verwaltung von Legionären, die in andere Regimenter versetzt werden (insb. nach Übersee) oder aus diesen zurückkehren, sowie deren Transport in ihr neues Regiment

Unterstützung für Verwundete und in Militärhospitälern befindliche Legionäre im Großraum Paris (Ile-de-France)

Die CRLE ist/war zuständig für:

Den Betrieb der Vorauswahlzentren Paris und Aubagne

Den Betrieb des Hauptauswahlzentrums Aubagne

Die Durchführung aller Testverfahren in den Vorauswahlzentren sowie im Hauptauswahlzentrum

Neustrukturierung im Sommer 2022

Im Sommer 2022 fand abermals eine grundlegende Neustrukturierung und Umorganisation der Einheit statt. Die bisherige CTLE wurde in CRTLE (Compagnie de rayonnement et de transit de la Legion Etrangere) umbenannt und nimmt weitgehend die Aufgaben der bisherigen CTLE wahr:

Personelle Unterstützung des Führungsstabes des GRLE

Die Unterhaltung der Bewerbungs-/Informationsbüros (PILE) in Kontinentalfrankreich

Die Anwerbung neuer Freiwilliger über Informations-Veranstaltungen (z.B. per Info-Truck) in ganz Frankreich.

Die administrative Verwaltung von Legionären und kleineren Einheiten, die in andere Regimenter versetzt werden (insb. nach Übersee) oder aus diesen zurückkehren, sowie deren Transport in ihr neues Regiment

Unterstützung für Verwundete und in Militärhospitälern befindliche Legionäre im Großraum Paris (Ile-de-France)

Unterstützung von Sentinelle-Einheiten der Legion (Antiterroreinsatz Sentinelle), die im Großraum Paris (Ile-de-France) eingesetzt sind.


Die bisherige CRLE wird in CESLE (Compagnie d’evaluation et de selection de la Legion Etrangere) umbenannt, mit neuen Aufgaben versehen und nach Aubagne in das Hauptquartier der Legion (Quartier Vienot) verlegt, um das eigentliche Auswahlverfahren unter einem Dach zu haben. Die CESLE nimmt nunmehr von Aubagne aus folgende Aufgaben wahr:

Koordination der 2 Vorauswahlzentren Nord und Süd (CPN und CPS) mit dem Hauptauswahlzentrum in Aubagne, damit “Abwicklung” aller Bewerber, die sich in Kontinentalfrankreich bewerben.

Koordination der 2 Übersee-Rekrutierungsbüros (BIRLE) in Papeete und St. Denis direkt mit dem Hauptauswahlzentrum in Aubagne, somit “Abwicklung” aller Bewerber aus Tahiti und Reunion.

Die CESLE ist somit nunmehr zum einen das Bindeglied zwischen Rekrutierung, sowie Vorauswahl und dem Hauptauswahlzentrum CSI. Zum anderen wickeln nunmehr CESLE und CSI gemeinsam und zentral von Aubagne aus das gesamte Auswahlverfahren der Fremdenlegion ab, vom ersten Vorsprechen in einem Rekrutierungsbüro, über die Vor- und Hauptauswahl, bis zur Versetzung in das Grundausbildungsregiment (4e RE) in Castelnaudary.

Mobiler Info-Truck des G.R.L.E.
Hauptauswahlzentrum – CSI – auf dem Gelände des Quartier Vienot in Aubagne
Regimentslied des G.R.L.E.

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