Die Amicalen der Fremdenlegion
Bei den Amicalen der Fremdenlegion (offizielle Bezeichnung: Amicale des anciens de la Légion étrangère, kurz: A.A.L.E.) handelt es sich um lokale Vereinigungen ehemaliger Legionäre aller Dienstgrade, welche unter ihrem Dachverband “Fédération des Sociétés d’Anciens de la Légion Etrangère” (F.S.A.L.E) zusammengeschlossen sind.
Die Amicalen, meistens A.A.L.E. (Amicale des anciens de la Légion étrangère) abgekürzt, sind Zusammenschlüsse ehemaliger Fremdenlegionäre in ihren jeweiligen Heimatländern incl. Frankreich. Je nach Größe des Landes und der Anzahl der ehem. Legionäre gibt es verschiedene “Ortsgruppen”, welche aber voneinander unabhängig sind. Sie gehören jedoch alle dem selben Dachverband, der F.S.A.L.E. (Fédération des Sociétés d’Anciens de la Légion Etrangère) in Paris an und werden durch einen Delegierten (Delegue) dort vertreten. Der aktuelle Delegue für Deutschland und Luxemburg ist Heinrich BACK, ehemaliger Präsident und aktueller Ehrenpräsident der Amicale Mannheim. Sein Vorgänger war Walter TRÄGER, ebenfalls aus der Amicale Mannheim. Die F.S.A.L.E. ist die Interessenvertretung der Amicalen -und damit der Legionäre- gegenüber dem franz. Staat. Die F.S.A.L.E. nimmt u.a. soziale Aufgaben war und ist bei Bedarf den Mitgliedern der Amicalen z.B. in Rentenangelegenheiten (soweit es die Legionsrente angeht) behilflich.

Aktueller Präsident der F.S.A.L.E. -seit 2022- ist der General de Division (2s), entspricht dem Generalmajor der Bundeswehr im Ruhestand, Jean MAURIN. General MAURIN hat eine lange Legionskarriere hinter sich. So diente er als junger Leutnant als Zugführer im 4e RE, bevor er ebenfalls zunächst als Zugführer, später als Kompaniechef von 1983-1991 ins 2e REP wechselte. Nach Verwendungen im Stab der schnellen Eingreifkräfte und einem Generalstabslehrgang kehrte er 1995 ins 2e REP zurück und bekleidete dort für 2 Jahre den Posten des Chefs de bureau opérations instruction. Von 1997 bis 2000 kommandierte er die 13e DBLE in Dschibuti. Im Anschluss daran wurde er Stabschef der 11e Brigade Parachutiste (11. Luftlandebrigade). Von 2004 bis 2009 folgten wiederum verschiedene Stabsverwendungen.
Von 2009 bis 2012 war General Maurin Verteidigungsattaché an der französischen Botschaft in Moskau. Es folgte eine weitere 2jährige Verwendung im Generalstab der Armee, bevor er schließlich -mittlerweile bereits im Rang eines General de Division- im Jahr 2014 Oberkommandierender der Fremdenlegion – COMLE wurde. Diesen letzten Posten seiner aktiven Karriere hatte er bis 2018 inne.

Vorgänger von General MAURIN als Präsident der F.S.A.L.E. war bis 2022 der General de Division (2s) Remy GAUSSERES. GAL GAUSSERES hatte während seiner aktiven Zeit verschiedene Posten innerhalb der Fremdenlegion inne. Unter Anderem kommandierte er als Colonel (Oberst) von 1990-1992 das 2eme R.E.P. und nahm als Kompaniechef (Capitaine) an dem berühmten Einsatz des 2eme R.E.P. in Kolwezi teil.
Unterhalb sehen Sie ehemalige deutsche Fremdenlegionäre und weitere Mitglieder der Amicalen Freiburg, Stuttgart, Kassel, Mannheim, sowie der A.A.L.P. (Amicale des Anciens Légionnaires Parachutistes – Amicale der ehem. Fallschirmjäger der Fremdenlegion). Die Aufnahmen entstanden bei den Feierlichkeiten anlässlich des Jahrestages von “Camerone” bei der Deutsch-Französischen Brigade in Müllheim (Robert-Schumann-Kaserne) Ende April 2019.




© Bilder: LaLegion.info mit herzlichem Dank an den ehem. Legionär Ivan R. von der Section Alsace der A.A.L.P.
Bedingt durch die hohe Anzahl deutscher Fremdenlegionäre zur Zeit der Kriege in Indochina und Algerien, gab es in Deutschland jahrzehntelang mit großem Abstand die meisten Amicalen außerhalb von Frankreich. Die ehem. Legionäre fühlen sich, selbst wenn sie in den 1950er oder 1960er Jahren nur die 5jährige Mindestdienstzeit in der Legion gedient haben, der Legion oftmals ein Leben lang verbunden und bringen dies durch die Mitgliedschaft in ihren örtlichen Amicalen zum Ausdruck. Die Amicalen organisieren regelmäßige Treffen (idR. 1mal im Monat) und führen weitere Aktivitäten durch, wie etwa Weihnachtsfeiern, Feiern anläßlich der Schlacht von Camerone, gemeinsame Ausflüge und vieles mehr. Über Jahrzehnte fand in Moers der sehr beliebte “Legionärsball” statt.
Aufnahmebedingungen
Mitglied in einer Amicale kann jeder ehemalige Legionär werden, der seine Dienstzeit (seinen Vetrag, unabhängig von dessen Dauer) “avec honneur et fidelite” (mit Ehre und Treue) erfüllt hat, und mit dem “Certificat de bonne Conduite” (dem Zeugnis über gute Führung) aus der Legion entlassen wurde. Auch Legionäre die krankheits- oder verletzungsbedingt, vor Ablauf ihres Vertrages aus der Legion ausgeschieden sind, werden selbstverständlich aufgenommen. Nicht aufgenommen werden jedoch Deserteure oder unehrenhaft aus der Legion Entlassene. Dies wird über den Vorstand der jeweiligen Amicale, welcher derjenige beitreten will, genauestens über die F.S.A.L.E. geprüft. Bedingt durch den rasanten Rückgang der Zahlen deutscher Legionäre nach Ende des Algerienkrieges sind die Amicalen heute naturgemäß sehr überaltert. Zwar rücken vereinzelt junge Ehemalige nach, jedoch ist es oftmals so, dass der jüngste Ancien in einer Amicale bereits 75 oder älter ist. Dieser Entwicklung wurde schon vor Jahren Rechnung getragen, indem sich die Amicalen auch für sog. “Symphatisanten” öffneten (also “Freunde der Legion”). Diese haben jedoch in einigen Angelegenheiten kein Stimmrecht und dürfen auch bestimmte Posten (wie Präsident, Vize-Präsident und Fahnenträger) nicht bekleiden. Diese müssen mit einem ehem. Legionär besetzt sein. Ansonsten tragen die Symphatisanten das selbe “Tenue” (Blaues Vereins-Sakko mit aufgenähtem Abzeichen der jeweiligen Amicale, mit hellgrauer Hose, weißes Hemd, grüne Krawatte mit eingestickter Granate) wie die Anciens – wobei die Anciens meist noch Abzeichen ihrer ehem. Einheit(en) und natürlich ggf. eine Ordensspange am Sakko tragen. Das grüne Barett (Beret vert) ist eigentlich auch den Anciens vorbehalten, jedoch haben die Präsidenten der einzelnen Amicalen das Recht auch ihren Symphatisanten das Tragen zu gestatten, wobei das Beret-Abzeichen dann -im Gegensatz zu dem der Anciens- keine Regimentsnummer aufweisen sollte.


(hier 1er RE)

Einmal pro Jahr findet das “Präsidententreffen” der deutschen Amicalen statt, welches bis einschliesslich 2014 jahrelang im Rotationsprinzip von den verschiedenen Amicalen ausgerichtet wurde, die dazu personell und logistisch in der Lage waren. Diese Treffen sind mit einem Rahmenprogramm und geselligem Beisammensein verbunden. Austragungsorte vergangener Jahre waren u.a. Hannover, Kassel und Mannheim. Während sich die Präsidenten und Vize-Präsidenten zu ihrer Tagung treffen, nehmen die anderen mitgereisten Mitglieder sowie die Ehefrauen und Begleiterinnen idR. am Rahmenprogramm teil. Abends findet dann “gemütliches Beisammensein” für alle statt. Seit 2015 finden die Treffen im “Schloss Schillingsfürst” (Fürsten zu Schillingsfürst-Hohenlohe), welches einst einen “Vorgänger” der heutigen Fremdenlegion, das “Regiment Hohenlohe”, beherbergte. 2015 wurde im Schloss ein Museum über die Fremdenlegion eröffnet.
Alle 3 Jahre findet in Frankreich der mehrtägige “Weltkongress” aller Amicalen unter Federführung der F.S.A.L.E. statt. Mitte Juni 2019 fand er in Nimes statt, wo auch das 2e Regiment Etranger d’Infanterie der Fremdenlegion stationiert ist. Im Jahr 2022 war geplant, dass der Kongress in der “Caserne Castelnau” im Camp du Larzac stattfindet, dem Standort der 13e DBLE. Aufgrund der Covid-19 Pandemie wurde der Austragungsort jedoch vorsichtshalber nach außerhalb der Kaserne verlegt, in die nahe gelegene Stadt Millau, wo die Veranstaltung dann letztlich Mitte Mai 2022 stattfand.


Bedingt durch den zahlenmäßigen Rückgang deutscher Ehemaliger und mangelndem Nachwuchs haben sich in den letzten Jahren leider immer mehr Amicalen wegen überalterung oder Todesfällen aufgelöst oder zusammengeschlossen. Noch in 2008 gab es 38 aktive deutsche Amicalen mit fast 950 Mitgliedern. Schon in 2011 waren es lediglich noch 677 in 31 Amicalen. Im Jahr 2015 gab es lediglich noch 14 aktive Amicalen in Deutschland mit 361 Mitgliedern. Hinzu kommt noch die Amicale Wien (AT) mit 30 Mitgliedern. Die “Top 5” der deutschen Amicalen mit den meisten Mitgliedern in ihren Reihen (Stand 2015) waren die Amicalen Mannheim (89), Stuttgart-Saarbrücken (41), Frankfurt-Mainz (33) sowie an 4. Stelle gleichauf Dortmund und Kassel (je 30).
Der aktuelle Stand zum Stichtag 01.01.2022 ist, dass mit Ausnahme der Amicale Mannheim sich alle weiteren noch existierenden deutschen Amicalen in den letzten 4-5 Jahren -pro forma- aufgelöst haben, d.h. sie haben den Status “eingetragener Verein” (e.V.) aufgegeben und sich aus dem Vereinsregister austragen lassen (als letzte die Amicale Stuttgart zum 31.12.2021). Grund dieser Maßnahme war, dass aus den bereits genannten Gründen (Mitgliederschwund, Alter) der ordnungsgemäße Betrieb eines e.V. (Wahlen, ordentliche Jahreshauptversammlungen usw.) nicht mehr aufrechterhalten werden konnte. In den meisten Amicalen finden jedoch nach wie vor die regelmäßigen Treffen und die weiteren Veranstaltungen statt. Auch ist es den Mitgliedern weiterhin gestattet das “Tenue amicale” (also das blaue Vereinssakko mit Abzeichen, gaue Hose, weißes Hemd, grüne Kravatte mit “Grenade a sept flammes”) zu tragen. Dies war zunächst problematisch, da die F.S.A.L.E. den Standpunkt vertrat, dass die Amicalen mit der Löschung aus dem Vereinsregister nicht nur pro forma, sondern auch de facto aufgelöst seien, somit auch nicht mehr dem Dachverband der F.S.A.L.E. angehören. Es kam hier jedoch erfreulicherweise zu einem Umdenken seitens der F.S.A.L.E., nicht zuletzt aufgrund der jahrzehntelangen Tradition der deutschen Amicalen, aber auch der Tatsache, dass Amicalen in anderen Ländern keinen vergleichbaren “bürokratischen Hürden” unterworfen sind, wie die deutschen Amicalen es nach dem deutschen Vereinsrecht waren. Ein Ausschluss der deutschen Amicalen aus der F.S.A.L.E. aufgrund des fehlenden “e.V.-Status” hätte also eine grobe Ungleichbehandlung ggü. den Amicalen in anderen Ländern bedeutet. Somit gehören die deutschen Amicalen auch weiterhin der F.S.A.L.E. an und stellen entsprechende “Ansprechpartner” in Form von “President”, “Secretaire” usw.
Stand Oktober 2021 existieren somit noch die folgenden deutschen Amicalen: Mannheim, Dortmund, Kassel, Frankfurt-Mainz, Frechen, Stuttgart und München. Im deutschsprachigen Raum kommen noch die Amicale Wien (Österreich) sowie die Amicale des Anciens et Amis de la Légion Etrangère de la Suisse alémanique et du Tessin aus der Schweiz hinzu. In der Schweiz existiert noch eine zweite Amicale (“AALE suisse romande”) im französischsprachigen Teil des Landes.
Die A.A.L.P. – Die Amicale der Fallschirmjäger der Fremdenlegion
Die A.A.L.P. (Amicale des Anciens Légionnaires Parachutistes) ist der weltweite Zusammenschluss aller ehemaligen Fallschirmjäger, bzw. Luftlandeeinheiten der Fremdenlegion. Aktuell existiert als Fallschirmjägereinheit nur noch das 2e R.E.P. auf Korsika. Es ist der Nachfolger des 2e B.E.P., welches nach Ende des Indochinakrieges vom Bataillon in ein Regiment umgewandelt wurde. Alle anderen Fallschirmjägereinheiten wurden spätestens nach Ende des Indochinakrieges 1954 aufgelöst, bzw. als letzte Einheit das 1er R.E.P. (ehem. 1er B.E.P.) im Jahr 1961. Weiterhin existierten seinerzeit die “Compagnie Parachutistes du 3e R.E.I. (als erste Fallschirmjägereinheit der Legion überhaupt), das 3e B.E.P./3e R.E.P., sowie die 1er C.E.P.M.L. (Compagnie Etranger Parachutistes de Mortiers lourds), eine selbständige schwere Mörser und MG-Fallschirmkompanie. Ehem. Angehörige aller dieser Einheiten sind in der A.A.L.P. organisiert, teilweise zusätzlich zu der Mitgliedschaft in ihrer örtlichen Amicale. Aktueller President der A.A.L.P. ist der ehem. General de Brigade Emanuel MAURIN, der als Colonel Kommandeur des 2e R.E.P. war. In Frankreich gibt es in jeder Region “Delegierte” der A.A.L.P. und ebenso in vielen europäischen Staaten. Der aktuelle Delegierte für Deutschland, Österreich und die Schweiz ist Herr Uwe HOHENFELS, gleichzeitig President der Amicale Frechen.

Der Ehrenkodex der ehemaligen Fremdenlegionäre
Wie auch die aktive Fremdenlegion haben die Ehemaligen einen Ehrenkodex, der an den der “aktiven Legion” (siehe Traditionen) angelehnt ist.

Deutsche Übersetzung:
Ehrenkodex des ehemaligen Legionärs
I – Als ehemaliges Mitglied der Fremdenlegion bin ich stolz darauf, mit Ehre und Treue gedient zu haben.
II – Jeder ehemalige Legionär bleibt mein Waffenbruder, unabhängig von seiner Nationalität, Rasse oder Religion.
III – Ich zeige ihm immer die enge Verbundenheit, die die Mitglieder einer Familie vereinen muss.
IV – Treue gegenüber der Fremdenlegion, Ehrlichkeit und Loyalität sind die ständigen Leitlinien meines Verhaltens.
V – Meine Kleidung und mein Verhalten sind vorbildlich und gleichzeitig bescheiden.
VI – Ich weigere mich, mich zu irgendeiner Art von Missbrauch verleiten zu lassen, der mit der Menschenwürde unvereinbar ist.
VII – Ich werde die Fremdenlegion nicht in politische Aktionen einbeziehen.
VIII – In meinem Umfeld bin ich stolz darauf, dass meine Verwandten mit Achtung von mir sagen: “Er ist ein ehemaliger Legionär”.